von Shadin Kitma
MANILA, PHILIPPINEN – Voller Stolz halten Maia, Sansa und Natalia ihr erstes Zeugnis in die Kamera. Die jungen Mädchen sind nur drei von einer Handvoll Erstklässlerinnen, die keinen deutschen Sprachhintergrund haben und dennoch im deutschsprachigen Zweig der Deutschen Europäischen Schule Manila (DESM) eingeschrieben sind. Sie alle sprechen in der Schule Deutsch. Ansonsten spricht niemand in ihren rein philippinischen Haushalten die Sprache zu Hause.
"Wir haben einen signifikanten Anstieg nicht-deutschsprachiger Familien festgestellt, die ihre Kinder in der deutschen Abteilung angemeldet haben", sagte Christoph-Boris Frank, Schulleiter der DESM. "Wir glauben, dass sich die Familien auf den Philippinen der Idee öffnen, dass das Erlernen von Sprachen - insbesondere der deutschen Sprache - für ihre Kinder auf lange Sicht von großem Nutzen sein wird."
Die DESM bietet den Unterricht in zwei Abteilungen an, die sich hauptsächlich durch die Unterrichtssprache unterscheiden: Englisch oder Deutsch. Natürlich kommen die Schüler der deutschen Abteilung hauptsächlich aus deutschsprachigen Haushalten. Aber im Laufe der Jahre haben sich auch Anwohner ohne deutschen Hintergrund getraut, ihre Kinder in dieser Abteilung einzuschreiben, weil sie die Sprache lernen wollen und das langfristige Ziel verfolgen, ihre Kinder nach dem Abschluss an eine deutsche Universität schicken zu können.
Das gilt auch für Maia, Sansa und Natalia, die im Kindergarten und in der Vorschulgruppe spielerisch und durch Nachahmung von Mitschülern und Lehrern Deutsch gelernt haben. Als sie in die 1. Klasse kamen, beherrschten sie die Sprache so gut, dass sie dem Unterricht ohne Probleme folgen konnten.
Während Schüler wie die drei genannten Mädchen früher Ausreißer an der DESM waren, sind sie im laufenden Schuljahr recht häufig geworden. Vor August 2022 gab es sechs Schüler aus nicht deutschsprachigen Haushalten in der deutschen Abteilung der Klassen 1 bis 10. Ein Jahr später sind es bereits fünf Schüler allein in der Klasse 1.
Und es wird erwartet, dass die Zahlen weiter steigen werden. "Wir sehen, dass sich ein Trend entwickelt", so Herr Franks Beobachtung. "Im letzten Schuljahr kam nur jeder zehnte Schüler aus nicht-deutschsprachigen Familien. Jetzt ist der Anteil auf jeden dritten gestiegen. Und in unserer Kindergartengruppe sind es acht von insgesamt 15 Kindern.
Die DESM-Leitung führt den drastischen Anstieg auf die veränderten Marketingbemühungen der Schule zurück, die die deutsche Schule als eine Option für Familien jeder Nationalität und nicht unbedingt für Deutsche positioniert.
Frau Saehee Canizares zum Beispiel entschied sich, ihren koreanisch-filipinischen Sohn Julian in den deutschsprachigen Kindergarten einzuschreiben, nachdem sie ein DESM-Werbevideo gesehen hatte. Darin war die Schülerin Hannah Seo zu sehen. Hannahs Familie kommt aus Korea und leben auf den Philippinen. Sie besuchte vor neun Jahren die deutschsprachige Vorschule der DESM. Heute, in der 10. Klasse, spricht sie fließend Deutsch, Englisch und Koreanisch, und lernt nebenbei noch Französisch.
"Für uns geht es darum, ihm doppelte Möglichkeiten zu geben, doppelte Chancen", so Frau Canizares. "Allein die Tatsache, dass er eine weitere Sprache fließend spricht, würde ihm viele Türen öffnen."
Julian besucht den deutschsprachigen Kindergarten seit sechs Monaten. Mit seinen vier Jahren versteht er bereits Anweisungen auf Deutsch wie "Hände waschen" oder "aufräumen". Zu Hause hört und singt er Kinderlieder auf Deutsch mit.
Langfristig hoffen die Eltern dieser Schüler, dass sie nach ihrem Abschluss an der DESM an einer deutschen Universität studieren können. Mit ihren Sprachkenntnissen und dem angestrebten deutschen Schulabschluss besteht kaum ein Zweifel daran, dass sie dieses Ziel erreichen werden.
Die staatlichen Universitäten in Deutschland sind berühmt für ihr hohes Niveau, aber auch dafür, dass sie praktisch kostenlos sind. Die meisten verlangen ein paar hundert Euro für Verwaltungskosten und dann keine Studiengebühren. Dieses Kosten-Nutzen-Verhältnis hat im Ausland Aufmerksamkeit erregt und bringt immer mehr internationale Studenten in das deutsche Bildungssystem.
Während viele immer noch davon ausgehen, dass deutsche Schulen nur von und für Deutsche gemacht sind, ist es klar, dass diese Vorstellung in Manila zu brechen beginnt.
Zumindest an der DESM ist eine deutsche Ausbildung kein deutsches Privileg.
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